Also frisch ans Werk... Da die Rumpfschale ja schon vorhanden war (siehje Baubericht UAM602) ging es gleich an den Ausbau.
Wesentlichste Änderung am Rumpf war der Einbau zweier Wellentunnel. Um nicht lange an einer entsprechenden Form basteln zu müssen  wurde einfach eine ungefähr passende Deko-Vase aus dem Wohnzimmerschrank zweckentfremdet. Einen Dank hier an meine Frau, die meinem modellbauerischen Erfindungsgeist keinen Einhalt geboten hat.

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Die Vase einfach mit Trennwachs und Folientrennmittel vorbehandelt, dann mehrere Lagen Glasgewebe laminiert....

... und fertig sind die Rohlinge der Wellentunnel.

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Diese wurden dann im Rumpf ausgerichtet und provissorisch mit Sekundenkleber fixiert bevor sie mit Glasgewebe und Harz endgültig im Rumpf einlaminiert wurden.

Letzter Schritt: Der ursprüngliche Rumpfboden wurde mit dem Dremel ausgefräst und die Wellentunnel so freigelegt. Dann kam wieder Modellbauers liebste Beschäftigung: Spachteln und Schleifen.

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Dann war es schon Zeit, die beiden Ruderkoker einzubauen.

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Dann kamen die Wellenanlagen an die Reihe. Die Öffungen im Rumpf wurden ausgefräst, die kupplungsseitigen Wellenstützen wurden eingebaut und die Wellenanlagen sauber ausgerichtet und zunächst mit Sekundenkleber fixiert. Abschließend wurden sie dann mit angedicktem Epoxidharz fest eingeharzt.

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Das nächste Teil, dass eingebaut wurde: Die Stabilisierungsflosse am Kiel.

Diese besteht aus einem passend gesägten und auf Form geschliffenen 3mm-Aluminiumblech. Auch dieses wurde wieder mit angedicktem Epoxy eingeharzt.

Einbau der Ruderanlage:

Das Ruderservo sollte wegen eines einfachen und stabilen Rudergestänges möglichst weit hinten im Rumpf platziert werden. Damit liegt es dann aber später so unter dem Achterdeck, dass ein Ein- und Ausbau von oben durch eine Wartungsluke nicht mehr möglich wäre. Man kommt einfach an die Schrauben nicht mehr heran. Also wurde - ähnlich wie  beim Schubschlepper KAST - eine Servohalterung gebaut bei der die Befestigungsschrauben direkt von vorne zugänglich sind.

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Das Rudergestänge besteht aus einem 1,5mm-Stahldraht, der wie auf dem Foto unten zu sehen zurechtgebogen wurde. Ein Stück Messingrohr, dass über die Gabel geschoben wurde verhindert ein Aufbiegen des Drahtes. Auf der Drehscheibe des Servos wurde eine Hohlniete aufgeschraubt, die sich nun in der Gabel des Gestänges hin- und her bewegen kann. Damit ist eine 100% gleichmäßige Anlenkung der beiden Ruder gewährleistet.

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Das Deck und seine Unterkonstruktion

Nun konnte es mit dem weiteren Ausbau des Rumpfes weitergehen. Als erstes wurde der obere Rand rundum mit einer 1,5mm dicken ABS-Leiste verstärkt. Das bringt zum einen ein wenig mehr Stabilität, bildet aber in erster Linie die Basis für die Decksunterkonstruktion.

Da ab jetzt nicht mehr mit GFK sondern nur noch mit Polystyrol weitergearbeitet werden sollte, tauchte natürlich das Problem der Festikgkeit dieses Werkstoffes auf. Polystyrol ist ja so herrlich leicht zu bearbeiten: Es lässt sich hervorragend mit dem Cutter-Messer in jjede beliebige Form schneiden, läßt sich leicht schleifen, sehr stabil mit Sekundenkleber verkleben und ist alles in allem auch recht preiswert. Allerdings läßt die Festigkeit im Vergleich zu GFK zu wünschen übrig. Während der Rumpf dank Glasfaserlaminat vollkommen ohne Zusatzspanten auskommt, sieht das beim Deck schon anders aus. Trotz der geschwungenen Seitenlinie wäre das Deck einfach nicht stabil genug um später zuverlässig den Aufbau zu tragen. Oder es müsste entsprechend dick sein, was aber sehr nachteilig fürs Gewicht wäre.

Also wurde für das Deck zunächst eine Unterkonstruktion geschaffen, sozusagen ein Spantgerüst. Den Anfang machte hier eine komplette Baugruppe, die den Süllrand für den Aufbau bildet.

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Diese Baugruppe wurde im Rumpf sauber eingepasst und nach Plan (die Maße lieferte das CAD-Modell) ausgerichtet. Sekundenkleber an allen Anschlußpunkten sorgt für stabile Befestigung.

Danach ging es dann erstmal mit dem Bereich des Backdecks weiter:

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Die Längs- und Querverbände der Unterkonstruktion wurden hier so gesetzt, dass die später im Deck verankerten Relingstützen immer in der Nähe eine Knotenpunktes der Unterkonstruktion liegen. Das sorgt später für eine stabilen Stand der Bugreling.

Da das Deck ohnehin nicht aus nur einer einzigen Platte bestehen konnte sondern aus 2 Teilen hergestellt wurde, konnte die vordere Hälfte nun schon auf den Rumpf aufgeklebt werden.

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Das brachte jetzt schon immens Stabilität in den Rumpf. Bevor jedoch mit dem Beplatten des Achterdecks weitergemacht werden konnte waren vorher noch ein paar Restarbeiten Im Heck des Rumpfes fällig.

Zunächst wurden die Wellen mit selbsgebauten Schmiernippeln versehen. Der 2-teilige Block wurde aus einer 10mm dicken Polystyrol-Platte hergestellt in den ein 3mm Messingrohr eingeklebt wurde. Das Ganze wurde dann über einer entsprechenden Bohrung im Stevenrohr an diesem festgeklemmt. Funktioniert tadellos.

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Dann wurden die Auspuffrohre im Heckspiegel eingebaut. Hier bekam das Modell eine Besonderheit, von der ich nicht weiß, ob es nun einen positiven oder negativen Effekt auf das spätere Fahrverhalten haben wird: Eine Entlüftung für die beiden Wellentunnel. Grund ist ein kleiner konstruktiver Schnitzer, der mir beim Bau der Wellentunnel unterlaufen ist. Bedingt durch die vorgegebene Krümmung der “Form” liegt die höchste Stelle der Wellentunnel nicht am Heck sondern bei ca einem Drittel ihrer Länge vom Heckspiegel aus gesehen. Setzt man den Rumpf nun ins Wasser verbleibt hier eine Luftblase. Die Frage, die sich nun stellt ist: Was passiert im Fahrbetrieb? Eigentlich sollte nach kurzer Zeit die im Wellentunnel eingschlossene Luft durch den Wasserstrom nach hinten hinausbefördert sein. Da ich mir aber nicht sicher war in wie weit das beim Anfahren ein Problem darstellen könnte (die 35mm Schrauben würden hier fast schon wieder durch die Luft schlagen) kam mir die Idee es mit einer Entlüftung zu versuchen. Die eingeschlossene Luft kann durch einen dünnen Schlauch aus den Wellentunnel entweichen und wird durch die Auspuffrohre abgeleitet. Da wird die Fahrpraxis erst noch zeigen müssen, ob diese Maßnahme Sinn macht oder nicht.

Nachdem das soweit erledigt war konnte auch im Heck die Unterkonstruktion eingebaut und die Decksplatte aufgeklebt werden. Somit war der Rumpf grundlegend schon mal fertig.

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Der Aufbau

Nachdem das soweit also erledigt war konnte es an den nächsten Bauabschnitt gehen: Den Bau des Deckshauses.

Dank des Computermodells konnten alle benötigten Schablonen für die Einzelteile angefertigt werden. Die Teile wurden dann aus 1mm oder 1,5mm dickem Polystyrol zugeschnitten und mit Sekundenkleber verklebt.

Den Anfang bildete hier die Bodenplatte. Auch hier gab es aber wieder eine konstruktive Besonderheit zu berücksichtigen: Die Bodenplatte des Aufbaus an sich sollte nicht direkt auf dem Deck aufliegen sondern mit 2mm Abstand über diesem ein wenig erhöht im Aufbau angebracht werden. Diese schmale Lücke ermöglich es später genau hier ein Dichtungsprofil von unten unter den Aufbau zu kleben, der dann zum Deck hin perfekt abdichtet und das Modell somit wasserdicht macht. Auch das Modell soll später mal durchkentern können ohne Schaden zu nehmen.

Der Aubau  begann mit der Grundplatte des Deckshauses. Diese wurde mittels Schablone aus 1,5mm Polystyrol zurecht geschnitten.

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Um den 2mm Luftspalt zwischen Deck und Bodenplatte zu schaffen wurden mit Doppelseitigem Klebeband ABS-Streifen auf das Deck geklebt.

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Um den Aufbau möglichst passgenau zum Deck zusammenzukleben habe ich wieder einen alten Trick angewandt: dünne Plastikfolie. Hier eignen sich sehr gut die sehr dünnen Plastiktüten aus den Lebensmittelabteilungen nicht näher zu nennender Supermärkte ;-) . Diese Folie hat den Vorteil das der Sekundenkleber nicht an ihr haften bleibt. So konnte ich die Aufbauteile direkt auf dem Rumpf zusammenkleben, was eine sehr gute Passung des Aufbaus ergab. Wichtig dabei: Die Folie sollte keine Löcher haben. Sonst hat man am Ende dann doch ein einziges Bauteil und keinen abnehmbaren Aufbau.

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Also ging es nun weiter: Die Folie wurde mit ausreichendem Überstand über den Süllrand gelegt und dann vorsichtig die Bodenplatte des Aufbaus darüber gezogen.

Als erstes wurde dann die Rückwand des Aufbaus angeklebt, dann die unteren Seitenwände. Ein erster Test zeigte: Der Aufbau ließ sich leicht vom Deck abnehmen. Die Trennfolie hat mal wieder gut funktioniert.

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Danach kamen die Fenster-Teile an die Reihe. Zusätzlich wurde noch ein zentraler Mittelspant eingebaut und ein Rahmen zur Verstärkung der Dachkante sowie ein Dachspant eingebaut.

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Das Dach ist nun drauf, die Antriebe montiert...

Alles ist bereit für einen ersten Test. Dazu ging es zunächst in die heimische Badewanne um die Antriebe auf sauberen Lauf und Stromverbrauch zu testen.

Mal sehen wie das Setup so passt...

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Bei diesem Test zeigte sich, dass die ursprünglich geplante 35mm-Propeller (schwarz) nicht wirklich gut zu den Motoren passten. Bei einer angelegten Spannung von 7,2V stieg die Stromaufnahme für beide Motoren auf satte 30A an. Das war eindeutig zuviel um den Maschinen eine längere Lebensdauer zu bescheren und mit dem Modell vernünftige Fahrzeiten zu erreichen.

Kurzerhand wurden also neue Prpos bestellt. Duch Zufall konnte ich in der Bucht noch ein paar 30mm-Dreiblatt-Propeller erstehen. Mit diesen lag die Stromaufnahme im Stand nun bei 16A. perfekt. Jetzt musste sich nur noch zeigen, ob mit diesen Schrauben auch eine ausreichende Geschwindigkeit zu erzielen war.

So ging das nicht.

Kurzerhand wurden also neue Prpos bestellt. Duch Zufall konnte ich in der Bucht noch ein paar 30mm-Dreiblatt-Propeller erstehen. Mit diesen lag die Stromaufnahme im Stand nun bei 16A. perfekt. Jetzt musste sich nur noch zeigen, ob mit diesen Schrauben auch eine ausreichende Geschwindigkeit zu erzielen war.

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Die erste Testfahrt im freien Wasser

Nun sollte das Modell also mal zeigen, was es performance-technisch so zu bieten hatte. Die RC-Komponenten waren schnell provisorisch montiert. Bestückt mit 2 Nimh-Racingpacks (7,2V / 3000 mAh) ging es an mein bevorzugtes Fahrgewässer - den Hafen von Greetsiel.

Hier wurde nochmal alles schnell durchgecheckt und das Boot seinem natürlichen Element übergeben.

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Lautes Antriebsbrummen verriet, dass die recht preiswerten Kompaktwellenanlagen dann doch irgendwo zu Schwingungen neigten. Wahrscheinlichste Ursache, wie bei allen Direkt-Antrieben dieser Art, ist wohl, dass die Wellen dann doch nicht 100% fluchtend in den Wellenkuoolungen saßen. Vermutlich, da sie jeweils nur mit einer Madenschraube geklemmt wurden.

Ansonsten war aber alles im Rahmen. Das Boot zog sauber seine Bahn, nahm zügig Gas an und ließ sich in langsamer Fahrt gut steuern.

Was aber bei langsamer Fahrt schon auffiel: Das Modell ging um die Kurven wie auf Schienen. Hier war keinerlei Seitenneigung zu erkennen. Ok... das nenn ich mal Stabilität.

Das Schiff kam gut ins Gleiten und ging sauber durch die Wellen. Kein Rennboot, aber für den späteren Eigner, meinen 8-jährigen Sohn schnell genug.

Richtig spannend wurde das dann aber in der ersten enger gefahrenen Kurve. Das Boot blieb vollkommen aufrecht, neigte sich kein bischen in die Kurve hinein. Wahrscheinlich bedingt durch die recht hoch in den Wellentunneln liegenden Propeller, die bei vollem Lenkeinschlag die Waserstahlen schon gegen die Tunnelwänd drücken und damit dann nach unten ablenken, wurde der Bug kräftig nach unten ins Wasser gedrückt.

Das das Boot sich nicht in die Kurve legt ist wohl der Stablisierungsflosse geschuldet, die zwar wunderbar ihre Arbeit tat, aber an dieser Stelle ein wenig zuviel Wirkung zeigte.

Der Effekt, den diese beiden Umstände auf das Fahrverhalten hatten konnte man nur als dramatisch bezeichnen. Da das Modell sich nicht auf eine Rumpfbodenfläche legen und das Heck so übers Wasser driften konnte drückte sich - auch durch den nach unten gedrückten Bug - das Wasser an der kurvenäußeren Rumpfwand hoch und verhüllte als Fontäne stellenweise das ganze Modell.

Optisch war das dramatisch, aber in keiner Weise unberechenbar...

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Aber soweit war erstmal alles zufriedenstellend und diese erste Testfahrt schon ein kleiner Erfolg.

Sicherlich würde man am Fahrverhalten noch das eine oder andere nachjustieren müssen, aber im großen Ganzen macht Lotse-fahren richtig Laune. Besonders wenn Wind und Wellen mitspielen. Die Testfahrt fand statt bei z.T. 8-10cm hohen Wellen und Windstärke 7. Da macht sich schon bemerkbar, dass der Rumpf ja eigentlich von einem Seenotretter stammt. :-)

Baubericht Lotsenboot - Teil 1